Eine Barbie, die spricht und lauscht?
Von Rechtsanwalt Michael Terhaag, LL.M.
zertifizierter Datenschutzbeauftragter
Sie soll nicht nur gut aussehen, sondern auch sprechen und vor allem aufmerksam zuhören können – die neue „Hello Barbie“. In den USA kommt die Puppe wohl demnächst in den Handel. Der Spielzeugproduzent Mattel ist scheinbar nicht allein mit seiner Idee – auch andere Hersteller und Startups arbeiten wohl bereits an interagierendem Spielzeug.
Auf der amerikanischen Website des Spielzeugherstellers wird die Barbie beworben. Dort heißt es sinngemäß: „Durch Verwendung von WLAN- und Spracherkennungstechnologie kann die Hello Barbie Puppe individuell mit jedem Kind interagieren. Sie kann sich unterhalten, Spiele spielen, Geschichten teilen oder sogar Witze erzählen.“
Wie eine „echte Freundin“ soll diese Barbie Version zuhören und sich zudem merken, was das Kind mag und auch nicht mag. 8000 vorbereitete Sätze für einen passenden Dialog soll die Barbie auf Lager haben – gespeichert in einer Cloud.
In der Cloud sollen auch die gesprochenen Worte der Kinder landen und mit den vorgefertigten Sätzen verknüpft werden, so dass Barbie passend reagieren kann. Die aufgenommenen Worte der Kinder sollen auf einem Server lagern.
Ein Einsatz zu Werbezwecken sei nicht vorgesehen, jedoch sollen mit den gespeicherten Konversationen die Spracherkennung und der Service verbessert werden. Auch lasse sich Barbie ausschalten und könne dann nicht mehr „mithören“.
Die Audiofiles sollen sich jeder Zeit von Eltern anhören und löschen lassen, verspricht Mattel. Eltern belauschen damit also unwillkürlich ihre eigenen Kinder – so wie bei einem Babyphone. Allerdings werden wohl auch alle weiteren Personen abgehört, die in Reichweite der Puppe waren. Ein möglicher Eingriff ins Persönlichkeitsrecht ist vorprogrammiert.
Aber auch Gefahren und datenschutzrechtliche Bedenken tun sich auf. Sind die Clouds ausreichend geschützt oder können Hacker auf die Gespräche zugreifen? Hundertprozentige Sicherheit werden die Spielzeughersteller wie Mattel nicht garantieren können.
Für Kinder gelten Puppen und Kuscheltiere bekanntermaßen zu den besten Zuhörern, wenn es um Sorgen und Geheimnisse geht. Aber mitgehört werden ja sicherlich nicht nur Kindergespräche mit der Puppe – sondern wohl auch die Unterhaltungen anderer Personen im Raum. Weiß Barbie also sehr bald, dass Mama und Papa geschieden sind oder dass Papa seinen Chef hasst oder vielleicht wann der nächste Familienurlaub ansteht? Und wissen das dann möglicherweise bald auch Hacker oder Mitarbeiter des Spieleherstellers, die Zugriff auf die Cloud haben?
Natürlich ist der Aufschrei nicht ganz so neu. Spracherkennungs-Software gibt es schon in vielen Geräten, sei es bei Smartphones oder modernen Fernsehern. Doch erstmals zielt die Software allein auf Kinder ab.
Vor der Nutzung müssen die Eltern ihre Zustimmung erklären. Und mit einer solchen Einwilligung ist – wie so oft – fast alles möglich. Big Brother hält also womöglich Einzug in die Kinderzimmer – und viele Eltern werden dem sicherlich zustimmen. Die Gleichgültigkeit der Betroffenen wird dem Produkt möglicherweise zu einem Welterfolg verhelfen. Allein das ist erschreckend.
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