Loveparade –Haftung und Verantwortlichkeit im Veranstaltungsrecht
Liability and responsibility for the Loveparade disaster (English version see below)
von Rechtsanwalt Dr. Volker Herrmann
Als Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht gehört das Veranstaltungsrecht zu den Kerngebieten des Verfassers. Wir erlauben uns daher, aus aktuellem Anlass einige rechtliche Aspekte zu den Vorkommnissen auf der Loveparade in Duisburg zu beleuchten. Selten in der Vergangenheit war derartigen Vorfällen die Informationslage vergleichsweise so eindeutig, wie dies nun bei der Loveparade 2010 der Fall ist. Selbst offizielle Stellen, die sich in solchen Fällen sonst streng zurückhalten, haben in Presseinformationen Details zu den unhaltbaren Zuständen bei der Loveparade bekannt gegeben.
Nach einer Pressinformation des Innenministers NRW hatte die Polizei Duisburg im Vorfeld der Veranstaltung Sicherheitsbedenken bezüglich des Tunnels und des Rampenbereichs vorgetragen. Die Polizei Duisburg soll die von der Stadt Duisburg erteilte Genehmigung der Veranstaltung sogar erst am Tag der Loveparade erhalten haben. Die Innenminister hat zudem erklärt, dass die vom Veranstalter eingesetzten Ordner, sog. Pusher, ihre Aufgabe nicht erfüllten und es dem Veranstalter nicht gelang, den entstandenen Rückstau aufzulösen. Auch habe der Veranstalter die Anweisung der Polizei, den Tunnel zu sperren, nicht umgesetzt. Der Innenminister kommt zu dem Ergebnis, dass der Veranstalter die Vorgaben seines Sicherheitskonzepts nicht eingehalten hat. (Quelle: Rede von Minister für Inneres und Kommunales Ralf Jäger vom 28.7.2010, Pressinformation des Innenministeriums vom 28.7.2010).
Die Haftung für Schäden bei solchen Großveranstaltungen liegt grundsätzlich beim Veranstalter. Dieser muss inbesondere die Verkehrssicherungspflichten erfüllen, also alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um Schaden von Leib und Leben der Besucher abzuhalten. Hierzu gehört auch die Streckenführung, die Einlasskontrollen und der ausreichende Einsatz von Sicherheitspersonal. Veranstalter der Loveparade war die Lopavent GmbH. Es ist bei solchen Veranstaltungen üblich, dass eine Veranstalterhaftpflichtversicherung abgeschlossen wird. Nach Presseberichten soll eine solche bei der Axa-Versicherung bestehen, wobei die Versicherungssumme auf 7,5 Mio. Euro beschränkt sein soll.
Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Stadt Duisburg als Behörde, welche die Genehmigung der Veranstaltung erteilt hat, von Geschädigten in Anspruch genommen wird. Dies wäre dann der Fall, wenn eine Amtspflichtverletzung vorläge. Hier wird es Aufgabe der Staatsanwaltschaft sein zu prüfen, ob bei der Genehmigung fahrlässig gehandelt wurde. Dabei stellt sich die Frage, warum ein derartiges Zu- und Abgangskonzept für die zahlreichen Besucher durch eine solche Engstelle genehmigt wurde.
Nach der Versammlungsstättenverordnung NRW ist der Betreiber einer Versammlungsstätte für die Sicherheit und die Einhaltung der Vorschriften verantwortlich. (§ 38 (1) Die Betreiberin oder der Betreiber ist für die Sicherheit der Veranstaltung und die Einhaltung). Bei dem Eigentümer des Geländes soll es sich nach Presseberichten um ein großes europaweit bekanntes Immobilienunternehmen handeln. Bislang ist nicht bekannt, welche Rolle der Betreiber des Geländes bei der Loveparade gespielt hat. In der Versammlungsstättenverordnung sind umfassende Vorschriften über Rettungswege enthalten und es stellt sich die rechtlich brisante Frage, ob diese Vorschriften eingehalten worden sind.
Update 30.7.2010: Laut einer Pressemitteilung der Axa vom 29.7.2010 wird eine Soforthilfe für die Opfer der Loveparade in Höhe von 1 Million Euro seitens der Axa sowie des Herrn Rainer Schaller bereitgestellt. Die Gelder sollen unabhängig von der Klärung der Schuldfrage bereit gestellt werden.
English Version:
Liability and responsibility for the Loveparade disaster
As an attorney who is specialized in media law the so called event-law is part of the author´s areas of practice. In light of the tragic events we like to mention some legal aspects in concern of the Loveparade disaster in Duisburg. In cases like this the status of information is usually very thin. Not in the case of the Loveparade: even official authorities, which are normally very cautious with their explainings, do publish many details concerning the facts and faults around the Loveparade.
According to a press information if the Minister Ralf Jäger of NRW the Duisburg Police has mentioned it´s thoughts about the problematic situation in the tunnel and at the ramp long before the Loveparade. The city´s formal permission for the Loveparade was only handed out to the police on the day of the parade itself. The Minister explained that the pushers had not fulfilled their duties so that a massive backlog could arise. Also the police ordered the organizer to stop people from moving into the tunnel but the organizer failed to do so. The Minister says that the organizers have failed to comply with the security concept (Source: Speech of Minister Ralf Jäger of NRW, Press information of the Minister dated 28.7.2010).
The liability in case of such events is with the organizer of the event. The organizer has to take all measures to prevent people from suffering damages. This includes the ways to enter and exit the event and the security personal. Organziser of the Loveparade was the Lopavent GmbH which is insured at Axa Insurance with 7,5 Million Euro according to newspaper articles.
It is also possible that the city of Duisburg could be liable as the city has issued the formal authorization for the event. The police and state prosecutor will have to clear up if the city has acted negligently, specially concerning the security concept for on- and off walking people.
According to german law (Versammlungsstättenverordnung NRW) it is also possible that the owner of a place where such events take place is responsible. According to newspaper reports the owner of the Loveparade area is a huge real estate company. It is unknown if and which role this company has played in concern of the Loveparade event. However german laws are very strict concerning escape routes and is it a crucial legal question if these rule were taken into account at the Duisburg Loveparade.
Update 30.7.2010: According to a press information by the insurance company Axa an emergency fond is now being set up for the victims of the Loveparade. The fond includes money from Axa and Mr. Rainer Schaller and amounts to 1 mio Euro. The money shall be paid out even before the question of liability is cleared.